Ihre Tierarztpraxis Klingbeil - Seit über 25 Jahre für Sie und Ihre Tiere da!
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Erste Hilfe bei unseren Haustieren

Von Ursula Klingbeil, prakt. Tierärztin - Vöhringen

1. Allgemeine Anmerkungen zur Ersten Hilfe bei Haustiere

Erste Hilfe für Ihr Tier sind alle Maßnahmen, die Sie einleiten sollten bis Sie Ihr Tier zu Ihrem Tierarzt transportieren können, oder bis dieser bei Ihnen eintrifft. Notieren Sie sich unbedingt dessen Telefonnummer an wichtigen Stellen (Handy-Geldbörse-Telefon) so dass sie auch in der Aufregung schnell gefunden wird. Ebenso sollten Sie dessen Erreichbarkeit an Wochenenden oder nachts abklären und dann ggf. die Telefonnummer der nächstgelegenen Tierklinik kennen. Strahlen Sie für das verletzte oder kranke Tier Ruhe aus und handeln Sie schnell, besonnen und v.a. achten Sie auf Ihre Sicherheit. Verletzte Tiere erkennen nicht Ihren guten Willen sondern spüren nur die Schmerzen, die sie u.U. mit der helfenden Person in Verbindung bringen. Verletzte Katzen sollten nur mit möglichst dicken Handschuhen (Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt) oder in Decken gewickelt berührt werden. Bei Hunden achten Sie darauf dass diese möglichst mit Leine(Gürtel o.ä.) u. Halsband an Fluchtreaktionen gehindert werden. Möchten Sie das Tier untersuchen denken Sie an das Zubinden des Maules(sofern dieses nicht im Kopfbereich verletzt ist, erbricht oder an akuter Atemnot leidet). Am einfachsten erreichen Sie das mit einer Maulschlinge(elast.Binde,Leine o.ä.): Bilden Sie eine Schlinge mit einem einfachen Knoten und streifen Sie diese über die Schnauze des Hundes, so dass der Knoten oben in der Mitte der Schnauze zum liegen kommt. Anschließend kreuzen Sie die straff angezogenen Enden des Bandes unter der Schnauze und knoten diese im Nacken hinter den Ohren fest. Bei einem so fixierten Tier sollten Sie jedoch ständig den Gesundheitszustand überprüfen und die Maulschlinge bei Erstickungsgefahr o.ä. sofort beseitigen. Der Transport zum Tierarzt sollte möglichst in einem Behältnis oder auf/in einer Decke stattfinden. Ein Verschlimmern der Verletzungen durch den Helfer kann so oft vermieden werden z.B. bei Wirbelsäulenverletzungen oder Frakturen.

2. Notfälle und die Dringlichkeit der tierärztlichen Behandlung

Atem- und Herzstillstand, völlige Verlegung der Luftwege und starke Schlagaderblutungen (hellrotes Blut das stossweise aus der Verletzung spritzt) müssen innerhalb von Sekunden oder höchstens wenigen Minuten behandelt werden. Tiefe Verletzungen mit viel Blutverlust, Verdacht auf Eröffnung einer Körperhöhle, Kopfverletzungen mit gestörtem Verhalten, schwere Atemnot und Wirbelsäulenverletzungen sollten innerhalb von wenigen Minuten bis zu einer Stunde tierärztlich versorgt werden. Andere tiefe Verletzungen, offene Frakturen größerer Knochen (Becken, Ober-Unterarm, Ober- Unterschenkel), geöffnete Gelenkhöhlen und plötzliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes sollten ebenfalls innerhalb der ersten Stunden dem Tierarzt vorgestellt werden. Wunden die eine Wundnaht benötigen, geschlossene Brüche, Verrenkungen, Bänderschäden müssen ebenfalls innerhalb der ersten 24 Stunden versorgt werden. Sind Sie sich nicht sicher, wie dringend Ihr Notfall ist, rufen Sie Ihren Tierarzt an und beschreiben Sie ihm die Situation, er wird Ihnen die nötigen Maßnahmen erläutern.

3. Erste Hilfe bei Verletzungen und Unfällen

Verletzungen mit venösen Blutungen bluten stetig, teils kräftig, das Blut fließt gleichmäßig und dunkelrot aus der Wunde. Üben Sie mit möglichst sauberem Material mehrere Minuten einen gleichmäßigen Druck auf die Wunde aus und/oder kühlen Sie diese mit Eisbeuteln, Kühlpackungen oder Kühlelementen. Achten Sie darauf immer ein Stück sauberes Tuch zwischen die Wunde und die Kühlung zu legen. Eine ruhige Lagerung verhindert oft den erneuten Beginn einer Blutung. Bei Blutungen die dadurch nicht gestoppt werden können empfiehlt sich eine Staubinde anzulegen (Leine, Gürtel, Gummibänder, Feinstrumpfhosen ,zusammengedrehte Stoffstreifen). Diese wird von der Wunde Richtung Herz gelegt, fest zusammengedreht und nicht länger als 10-15 Minuten geschlossen gehalten. Danach 1 Minute öffnen und ev.wieder anziehen. Staubinde niemals am Hals anlegen!!! Arterielle Blutungen erkennt man am hellroten Blut, das stoßweise aus der Wunde herausspritzt - diese Blutungen immer wie oben behandeln und sofort einen Tierarzt aufsuchen. Um eine Verunreinigung der Wunde auf dem Weg zum Tierarzt zu vermeiden sollten Sie unbedingt einen Schutzverband anlegen. Bei diesen kurzfristigen Verbänden müssen Sie nur auf eine saubere Einlage (Gaze etc.) und den sicheren Sitz achten. Klebebänder helfen oft ein Verrutschen zu vermeiden. Langfristige Verbände unsachgemäß angelegt richten häufig großen Schaden an!!!!! Verletzungen mit Verdacht auf Brüche sollten falls noch ein längerer Heimweg bevorsteht, behelfsweise geschient werden. Dazu eignen sich Holzstöckchen, Äste, aufgerolltes Zeitungspapier u.ä. Polstern Sie die Schienen immer mit weichem Material( Watte, Gras, Heu ) ab und legen Sie zwei seitliche Schienen und eine von hinten um die verletzte Gliedmaße so, dass Sie möglichst die nächsten Gelenke mit ruhig gestellt haben. Befestigen Sie die Schienen mit Pflaster, Binden oder Klebebändern. Notfalls können Sie mit einem Schal über dem verletzten Bein um den Brustkorb oder Bauch gelegt dem Tier ein Fortbewegen ermöglichen. Viele schwere Verletzungen führen zu einem Schock der Patienten. Dabei werden zunächst nur die lebenswichtigen Organe mit Blut versorgt (Zentralisation ) indem die Blutgefäße an weniger wichtigen Organen verengt werden. Diese Phase bleibt allerdings nicht lange bestehen und die Gefäße werden wieder weit gestellt (Dezentralisation), was allerdings dazu führen kann, dass die lebenswichtigen Organe unterversorgt werden. Schockpatienten sollten schnellstmöglichst einem Tierarzt vorgestellt werden. Zu Erkennen sind diese an einer verlängerten kapillaren Rückfüllzeit, die man gut an der Schleimhaut der Lefze feststellen kann indem ein leichter Druck mit dem Daumen über 5 Sek. ausgeübt wird. Die Stelle sollte nach 1 - 2 Sekunden nach Wegnahme des Daumens wieder hellrosa und normal durchblutet aussehen. Falls nicht unbedingt schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen!!!!

4. Notfälle an Organsystemen

Verletzungen am Auge: Kleine Fremdkörper können selbst entfernt werden. Dazu das Auge mit körperwarmem abgekochten Wasser ausspülen oder mit einem getränkten Wattebausch ausreiben. Bei verkeilten Fremdkörpern, verletzter Hornhaut, oder gar vorgefallenem Augapfel baldmöglichst einen Tierarzt aufsuchen. Verletzungen am Ohr :Kopfschiefhaltungen, Kratzen oder Schütteln lassen auf Ohrentzündungen oder Fremdkörper im Ohr schließen - suchen Sie Ihren Tierarzt auf. Häufig kommen auch ballonartige Verdickungen der Ohrmuschel vor, es handelt sich hierbei um Othämatome, die durch ein geplatztes Blutgefäß in der Ohrmuschel entstehen. Ursache hierfür sind stumpfe Traumen ( Treten,Aufschlagen auf Gegenstände etc. ). Baldmöglichst von Ihrem Tierarzt behandeln lassen. Erkrankungen der Atemwege: Nasenblutungen können mit Kühlung gestillt werden, häufig verbirgt sich allerdings eine Grundkrankheit hinter diesem Symptom. Eitriger Nasenausfluss lässt an Katzenschnupfen, Zwingerhusten, oder bei Kaninchen an erkrankte Zähne denken. Kleine sichtbare Fremdkörper in der Nase wie Grannen o.ä. können vorsichtig selbst entfernt werden, meist ist aber ein Tierarztbesuch unumgänglich. Fremdkörper im Maulbereich wie Knochen, Aststücke vorsichtig selbst entfernen, Katzen werden oft mit Angelhaken im Maulbereich aufgefunden, diese immer tierärztlich entfernen lassen - Widerhaken!!!!! Erkrankungen des Magen-Darm Traktes: Erbrechen und Durchfälle bei ungestörtem Allgemeinbefinden: Lassen Sie Ihr Tier 1 Tag fasten und bieten Sie kleine Portionen abgekochtes Wasser oder Tee an (Kamille - Magen, Schwarztee - Durchfälle ). Füttern Sie Ihr Tier anschließend mit einer speziellen Diät verteilt auf kleinere Portionen: mageres Fleisch - Hüttenkäse - breiig gekochter Reis(Durchfälle) - Haferschleim ( Magen ) - Quark - Joghurt . Bei häufigerem Erbrechen und wässrigen Durchfällen unbedingt Tierarzt aufsuchen. Vermeiden Sie Fütterungsfehler als Ursache (keine Speisereste), achten Sie bei Spaziergängen auf gedüngte Felder ( v.a. im Frühjahr ) auch das Gras an deren Rand enthält oft Düngerreste, bei lang anhaltender Sommerhitze nicht aus stehenden Gewässern trinken lassen ( erhöhte Keimvermehrung ), Hauskatzen zur Verdauung von aufgenommenem Fell immer Katzengras oder spezielle Pasten zur Auflösung der sog. "Bezoare" anbieten. Magendrehung: Diese erkennen Sie an einer Aufgasung des Magens hinter dem Rippenbogen, schnell sich verschlechterndem Allgemeinzustand des Tieres und Würgebewegungen ohne Erbrechen. Große Hunderassen zeigen oft eine vollständige Drehung, wobei Magenein- und- ausgang und die Blutgefäße wie Würste abgedreht werden und die Gasbildung im Magen die Lage dramatisch verschlechtert. Sofort einen Tierarzt/Tierklinik aufsuchen!!! Darmverschluss: Symptome sind: Appetitlosigkeit, Erbrechen und fehlender Kotabsatz häufig auch Gebetsstellung (hochgestellte Hinterbeine bei liegenden Vorderbeinen ) - ursächlich durch Fremdkörper( Kronkorken, Spielzeugteile von Kleinkindern, Steine), Drehung von Darmteilen oder Ineinanderschieben von Darmteilen( bei Katzen häufig aufgefädelter Darm durch Wolle oder Nähfäden oft noch mit Nadel versehen!!!). Unbedingt bei Verdacht einen Tierarzt aufsuchen. Verstopfung: Erkennbar an trockenem harten Kot, vermehrtem Pressen bei Kotabsatz, in besonders schweren Fällen können auch Symptome wie bei einem Darmverschluss auftreten. Leichtere Fälle können Sie selbst mit abführenden Mitteln behandeln ( Milch - Rinderleber - Speiseöl ), sollte die Symptomatik aber weiterbestehen wenden Sie sich an Ihren Tierarzt. Vermeiden Sie bei Hunden das Füttern von Knochen in größeren Mengen, der sog. "Knochenkot" muss meist mit sehr schmerzhaften und unangenehmen Spülungen tierärztlich entfernt werden. Erkrankungen der Nieren oder Blase: Jede Veränderung der Menge u. Farbe des Urins und vermehrte Trinkwasseraufnahme sollte Sie an Nieren oder Blasenerkrankungen denken lassen. Der häufigste Notfall ist wohl das feline urethrale Syndrom der kastriertenKater, bei der durch eine vollständige Verlegung der Harnröhre mit Harngries und Steinen häufig eine sofortige Operation nötig wird. Im Vorfeld können Sie eine Störung im Harnabsatz bis hin zu blutigem Urin feststellen. Die Katzen zeigen oft auch deutliche Schmerzäußerungen beim Urinabsatz. Bemerken Sie diese Symptome sollte Ihr Weg zum Tierarzt sein.

5. Vergiftungen - Verbrennungen - Hitzschlag

Eine Vergiftung wird zwar häufig vermutet, ist aber dennoch eher selten. Sie gilt als gesichert wenn die Aufnahme des Giftes beobachtet wurde, oder Ihr Tierarzt Ihnen eindeutige Symptome bescheinigt. Wurde die Aufnahme des Giftes beobachtet, bringen Sie Ihr Tier durch die Gabe von einer Kochsalzlösung ( 1 Eßl. Salz auf 1 Glas warmes Wasser ) zum Erbrechen - nicht bei ätzenden Stoffen ( Säuren, Laugen, stark schäumenden Stoffen) - bei Säuren geben sie Milch oder Eiermilch ( 2 rohe Eier mit ¼ l Milch ) ein - bei Laugen versuchen Sie diese mit Essigwasser ( 2 Eßl. Speiseessig auf 1 Glas Wasser ) zu neutralisieren. Dringend Ihr Tier in jedem Fall einem Tierarzt vorstellen zu therapeutischen Maßnahmen. Verbrennungen können Sie mit kühlenden Umschlägen oder Eiswasser behandeln, in schwereren Fällen wie Blasenbildung oder starken Hautveränderungen suchen Sie Ihren Tierarzt auf. Hunde sind besonders Hitzschlag gefährdet, da sie keine Schweißdrüsen auf der Körperoberfläche besitzen. Hecheln ist seine einzige Kühlmöglichkeit und er verliert dadurch bis zu 1 ltr. Körperflüssigkeit in 1 Stunde. Kann er keine Flüssigkeit aufnehmen, kommt es durch den Flüssigkeitsmangel zu zähflüssigem Blut, einer Mehrarbeit des Herzens, verschiedene Blutgefäße werden nicht mehr durchblutet und den Organen fehlt der lebensnotwendige Sauerstoff. Bereits nach 10 Minuten können lebensbedrohliche Situationen entstehen. Verbringen Sie Ihr Tier sofort in eine kühle Umgebung, kühlen Sie es mit einem Wasserschlauch, oder legen sie kühlende Umschläge auf. Ist Ihr Tier bei Bewusstsein versuchen sie ihm Wasser anzubieten. Sofort Ihren Tierarzt aufsuchen!!!! Kaninchenhaltung im Sommer - kann bei ungenügender Hygiene in der Stallung oder am Tier durch Madenbefall zum Tod Ihres Kaninchens führen. Fliegen legen Ihre Eier bevorzugt in kotverschmierte Regionen des Tieres, die sich entwickelnden Larven=Maden wandern durch kleine Verletzungen oder After/Scheide/Penis in den Körper und ernähren sich so von einem lebenden Stück Fleisch - Ihrem Kaninchen. Häufig kommt selbst tierärztliche Hilfe zu spät. Leider zeigen gerade Kaninchen lange keine erkennbaren Symptome, so dass die tägliche Kontrolle des Besitzers die beste Vorsorgemaßnahme darstellt.

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann keineswegs die Teilnahme an einem der vielen angebotenen Erste Hilfe Kurse für Tiere ersetzen. Gerade hier können Sie die praktische Seite wie Verbände, Mund zu Maul Beatmung etc. sehr gut üben und sind im Notfall bestens vorbereitet.
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